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von Frank Roselieb
Am Mittwoch, 14. Januar 1998, entscheidet das Bundesverwaltungsgericht in Berlin, daß das Atomkraftwerk Mülheim-Kärlich nahe Koblenz auch weiterhin nicht ans Netz gehen darf. Der Rechtsstreit um den 1.300 Megawatt-Reaktor der RWE Energie AG (Essen) beschäftigt die Gerichte schon seit über 20 Jahren.
Am Donnerstag, 15. Januar 1998, bricht in einem Mast-Betrieb im mecklenburgischen Ort Losten die Schweinepest aus. In den folgenden zwei Wochen müssen über 85.000 Tiere in ganz Norddeutschland getötet werden.
Am Mittwoch, 28. Januar 1998, verurteilt die Europäische Kommission in Brüssel die Volkswagen AG (Wolfsburg) zur Zahlung einer Geldstrafe in Höhe von 200 Millionen Mark. Das Unternehmen hatte seine Händler in Italien aufgefordert, die in Italien deutlich günstigeren Volkswagen-Modelle nicht mehr an Kunden aus Deutschland und Österreich zu verkaufen.
Am Freitag, 30. Januar 1998, kann die Erpressung der Schwartau Werke (Bad Schwartau) aufgeklärt werden. Ein hochverschuldeter Bauunternehmer aus Ingolstadt gibt zu, den Marmeladenhersteller erpresst zu haben. Am Dienstag, 25. August 1998, wird er zu fünf Jahren Haft verurteilt.
Am Montag, 2. Februar 1998, stürzt eine DC-9 der Fluggesellschaft Cebu Pacific mit 104 Menschen an Bord auf der Insel Mindanao (Philippinen) ab. Niemand überlebt den Absturz.
Am Donnerstag, 12. Februar 1998, verabschiedet der Ministerrat der Europäischen Union (EU) in Brüssel das geplante Tabak-Werbeverbot ab dem Jahr 2006. Im Mai 1998 stimmt auch das Europa-Parlament in Straßburg diesem Gesetz zu.
Am Montag, 16. Februar 1998, stürzt ein Airbus der taiwanesischen Fluggesellschaft China Airlines beim Landeanflug auf den Flughafen von Taipeh in einen Vorort der taiwanesischen Hauptstadt. Über 200 Menschen kommen dabei ums Leben.
Am Donnerstag, 26. Februar 1998, beendet die (ehemalige) Daimler-Benz AG (Stuttgart) den Lieferstop für die Mercedes-A-Klasse. Der Lieferstop war drei Monate zuvor verhängt worden, nachdem das Fahrzeug beim sogenannten Elch-Test umgekippt ist.
Am Donnerstag, 5. März 1998, berichtet die Illustrierte "Stern", daß der Expo-Planungsgesellschaft (Hannover) konzeptionelle Fehler bei der Finanzplanung unterlaufen sind. Daher muß die öffentliche Hand weitere Finanzmittel bereitstellen, um die Durchführung der Weltausstellung im Jahr 2000 nicht zu gefährden.
Am Freitag, 20. März 1998, trifft ein Sonderzug mit sechs Castor-Behältern im atomaren Zwischenlager in Ahaus (Nordrhein-Westfalen) ein. Über 30.000 Polizisten haben den 18stündigen Transport quer durch Deutschland vor Übergriffen durch Atomkraftgegner schützen müssen.
Am Samstag, 28. März 1998, wird im Luxushotel Caesar Park in Buenos Aires (Argentinien) Thomas Drach verhaftet. Der 37jährige Deutsche gilt als der "Drahtzieher" bei der Entführung des Hamburger Multimillionärs Jan Philipp Reemtsma im Frühjahr 1996.
Am Samstag, 25. April 1998, kommt es in der Nähe von Sevilla (Spanien) zu einer Umweltkatastrophe. Hochgiftige Abwasser treten aus dem Auffangbecken einer Schwefelkiesmine der schwedischen Bergbaufirma Boliden Apirsa aus und verseuchen den Boden mit Säure und Schwermetallen. Betroffen ist auch der Nationalpark Coto de Donana, Europas größtes Vogelschutzgebiet.
Am Montag, 18. Mai 1998, ziehen die US-Regierung und verschiedene US-Bundesstaaten gegen den Softwarekonzern Microsoft aus Redmond / Washington (USA) vor Gericht. Sie verklagen das Unternehmen, weil Microsoft - ihrer Meinung nach - seine Monopolstellung bei Computersoftware rechtswidrig mißbraucht und diese auf das Internet ausweiten will.
Am Donnerstag, 21. Mai 1998, verkündet das Bundesumweltministerium in Bonn einen vorläufigen Stop aller deutschen Atommüll-Transporte. Das Ministerium begründet diese Entscheidung damit, daß bei Atommülltransporten überhöhte Strahlenwerte gemessen wurden.
Am Mittwoch, 27. Mai 1998, legt die Kommission der Europäischen Union in Brüssel (Belgien) ihr vorläufiges Veto gegen digitales Fernsehen in Deutschland ein. Die Pläne der Unternehmen Bertelsmann, Kirch und Deutsche Telekom für ein Digitalfernsehen sind damit vorerst gestoppt.
Am Donnerstag, 28. Mai 1998, wird der ehemalige Chef des Internet Service Providers CompuServe, Felix Somm, zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt. Er wird für schuldig befunden, die Verbreitung von Kinder- und Tierpornographie im Internet über CompuServe begünstigt zu haben.
Am Mittwoch, 3. Juni 1998, verursacht ein gebrochener Radreifen eines der schwersten Eisenbahnunglücke in der deutschen Nachkriegszeit. Mit Tempo 200 zerschellt der ICE 884 "Wilhelm Conrad Röntgen" der Deutschen Bahn AG an einer Brücke in Eschede (Niedersachsen). Über 100 Menschen sterben, fast 90 werden verletzt.
Am Montag, 15. Juni 1998, durchsuchen Steuerfahnder Büroräume der Deutschen Bank AG (Frankfurt am Main). Die Mitarbeiter des Geldinstituts werden verdächtig, Kunden in großem Stil bei Steuerhinterziehungen geholfen zu haben.
Am Dienstag, 7. Juli 1998, wird der Medien-Unternehmer und ehemalige italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi zu zwei Jahren und neun Monaten Haft wegen Korruption verurteilt. Sechs Tage später kommen weitere zwei Jahre und vier Monate wegen illegaler Parteienfinanzierung hinzu.
Am Freitag, 17. Juli 1998, kommt es zu einem schweren Grubenunglück in einem Talk-Bergwerk der Naintscher Mineralwerke in Lassing (Österreich). Ein Wassereinbruch reißt zehn Menschen in den Tod. Neun Tage später kann ein Bergmann lebend geborgen werden.
Am Freitag, 17. Juli 1998, wird das Team des spanischen Uhrenherstellers Festina von der 85. Tour de France ausgeschlossen. Der Chef des Teams und der Mannschaftsarzt geben zu, den Fahrern systematisch illegale Doping-Mittel verabreicht zu haben.
Am Mittwoch, 12. August 1998, geben die beiden schweizerischen Banken Credit Suisse und United Bank of Switzerland bekannt, daß sie rund zwei Milliarden Mark an Holocaust-Opfer und deren Nachkommen zahlen wollen. Die jüdische Seite hatte den Banken vorgeworfen, das Geld von nachrichtenlosen Konten nach dem Zweiten Weltkrieg unrechtmäßig einbehalten zu haben.
Am Mittwoch, 2. September 1998, stürzt ein Passagier-Flugzeug der Swissair auf dem Flug von New York nach Genf vor der Küste Kanadas in den Atlantik. 229 Menschen kommen dabei ums Leben.
Am Sonntag, 18. Oktober 1998, explodiert in Nigeria eine Erdöl-Pipeline und reißt mehr als 2000 Menschen in den Tod. Der Betreiber der Pipeline, die nigerianische Staatsfirma für die Vermarktung von Erdölprodukten (PPMC), macht Sabotageakte für das Unglück verantwortlich.
Am Sonntag, 25. Oktober 1998, bricht an Bord des italienischen Frachters "Pallas" vor der dänischen Nordsee-Küste Feuer aus. Ein Seemann kommt dabei ums Leben. Das Schiff treibt führerlos auf die Nordseeinsel "Amrum" zu und verursacht dort eine Ölpest. Erst nach über einem Monat kann der Brand an Bord der "Pallas" gelöscht werden.
Am Sonntag, 1. November 1998, nehmen zahlreiche Internet-Anbieter in Deutschland ihre Web-Seiten für einen Tag aus dem Internet. Unter dem Motto "User gegen Wucher" protestieren sie damit gegen die - ihrer Meinung nach - überhöhten Telefongebühren der Deutschen Telekom AG. Durch den Boykott wollen insbesondere private Internet-Nutzer ihrer Forderung nach einem Spezialtarif für Internet-Verbindungen Nachdruck verleihen.
Am Mittwoch, 25. November 1998, gibt die EU-Kommission in Brüssel bekannt, daß das Exportverbot für britisches Rindfleisch ab Frühjahr 1999 nicht mehr besteht. Das Exportverbot war im April 1996 verhängt worden, nachdem Wissenschaftler in Großbritannien einen Zusammenhang zwischen der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit und der Rinderseuche BSE festgestellt haben.
Am Donnerstag, 3. Dezember 1998, überfallen zwei schwerbewaffnete Männer eine Volksbank-Filiale in Bad Pyrmont und nehmen zwei Angestellte als Geiseln. Später lassen die Bankräuber ihre Geiseln in Rüdesheim frei und tauchen mit einer Beute von fast 600.000 Mark unter.
Am Samstag, 5. Dezember 1998, gibt die Deutsche Telekom AG den Abbau von 20.000 Arbeitsplätzen bis Anfang 2000 bekannt.
Am Freitag, 11. Dezember 1998, stürzt ein Airbus der Thai Airways beim Landeanflug auf die thailändische Stadt Surat Thani ab. Über 100 Menschen kommen dabei ums Leben.
Am Freitag, 18. Dezember 1998, entgleist ein Güterzug der Deutschen Bahn AG bei Anklam (Mecklenburg-Vorpommern). Zeitgleich wird bekannt, daß das Unternehmen um zehn Millionen Mark erpresst wird. Einige Tage später wird der mutmaßliche Erpresser verhaftet.
Der zugrundegelegte Begriff "Unternehmenskrise" entspricht dem wissenschaftlichen Verständnis des Verfassers. Er ist ausdrücklich nicht mit dem Begriff "Insolvenz" identisch.
Frank Roselieb |
Erstveröffentlichung im Krisennavigator (ISSN 1619-2389):
2. Jahrgang (1999), Ausgabe 1 (Januar)
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Letzte Aktualisierung: Samstag, 7. Dezember 2024
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