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von Frank Roselieb
Am Samstag, 9. Januar 1999, wird bekannt, daß im Rahmen der Bewerbung von Salt Lake City für die Olympischen Winterspiele 2002 Bestechungsgelder gezahlt wurden. Insgesamt sollen rund 400.000 US-Dollar an Mitglieder des Internationalen Olympischen Komitees in Lausanne geflossen sein. Bis Mitte März 2000 treten insgesamt zehn IOC-Mitglieder zurück. Zehn weitere Funktionäre werden verwarnt.
Am Donnerstag, 14. Januar 1999, gibt die Bundesregierung bekannt, daß sie kurzfristig bis zum 1. Januar 2000 aus der Wiederaufarbeitung abgebrannter Kernbrennelemente aussteigen will. Daraufhin kündigen die französische Regierung in Paris und die britische Regierung in London sowie die Wiederaufbereitungsfirmen in La Hague und Sellafield hohe Schadensersatzforderungen gegen die Bundesregierung an.
Am Dienstag, 19. Januar 1999, erklärt das Bundesarbeitsgericht in Kassel generelle Rauchverbote am Arbeitsplatz durch den Arbeitgeber oder den Betriebsrat für zulässig. Zuvor hatte ein Mitarbeiter der Firma Philips-Semiconductors in Hamburg-Lokstedt gegen ein 1996 ausgesprochenes generelles Rauchverbot in dem Unternehmen geklagt.
Am Mittwoch, 20. Januar 1999, verurteilt ein Gericht in Schanghai einen chinesischen Computerunternehmer zu zwei Jahren Haft. Er wird für schuldig befunden, rund 30.000 chinesische E-Mail-Adressen an die Verleger von Exilzeitschriften weitergegeben zu haben.
Am Freitag, 22. Januar 1999, beenden rund 10.000 streikenden Bergarbeiter in Rumänien ihren "Marsch auf Bukarest". Zuvor war es zu einem Kompromiß mit der rumänischen Regierung gekommen, die den Kumpeln höhere Löhne und einen vorübergehenden Verzicht auf Zechenschließungen verspricht.
Am Dienstag, 26. Januar 1999, beginnen in Bonn die Konsensgespräche zwischen Vertretern der Energiewirtschaft und der Bundesregierung über einen Ausstieg aus der Atomenergie. Die Stromindustrie setzt dabei ihre Kernforderung durch, das Ende der Wiederaufarbeitung von Atombrennelementen auf unbestimmte Zeit zu verschieben.
Am Donnerstag, 28. Januar 1999, entscheidet das Bundesverwaltungsgericht in Berlin, daß die verlängerten Öffnungszeiten in bayerischen Biergärten ein Verstoß gegen das Bundes-Immissionsschutzgesetz darstellen. Damit gibt das Gericht entnervten Anrainern Recht, die ein Ende der Schwankzeit um spätestens 22.00 Uhr gefordert hatten. Anfang Februar 1999 erläßt der bayerische Umweltminister eine Verordnung, die wieder Öffnungszeiten bis 23.00 Uhr zuläßt.
Am Freitag, 5. Februar 1999, treten der Vorstandsvorsitzende der BMW AG, Bernd Pischetsrieder, und der Entwicklungschef, Wolfgang Reitzle, zurück. Pitschetsrieder war zuvor wegen der Verluste bei der britischen Tochtergesellschaft Rover in die Kritik geraten. Das Unternehmen hatte 1998 einen Verlust von rund 1,8 Milliarden Mark gemacht. Neuer BMW-Chef wird der bisherige Produktionsvorstand Joachim Milberg.
Am Donnerstag, 11.Februar 1999, spricht ein Gericht in New York der US-amerikanischen Waffenindustrie erstmals eine Mitverantwortung an Gewaltverbrechen mit Schußwaffen zu. Danach muß die Industrie einem 19jährigen Mann, der bei einer Schießerei schwer verletzt worden war, ein Schmerzensgeld von 520.000 US-Dollar zahlen.
Am Donnerstag, 18. Februar 1999, kann ein Streik in der baden-württembergischen Metall- und Elektroindustrie in letzter Minute abgewendet werden. Der Schlichterspruch des ehemaligen SPD-Chefs Hans-Jochen Vogel sieht u.a. vor, daß die Löhne ab dem 1. März 2000 um linear 3,2 Prozent steigen.
Am Donnerstag, 18. Februar 1999, springt der letzte Waggon eines Intercity-Zuges der Deutschen Bahn AG bei der Ausfahrt aus dem Bahnhof von Immenstadt (Allgäu) aus den Schienen. Ein auf dem Nachbargleis einfahrender Interregio fährt frontal auf den entgleisten IC-Waggon auf und entgleist ebenfalls. Bei dem Unglück werden zwei Menschen getötet und mehr als 30 verletzt.
Am Montag, 22. Februar 1999, demonstrieren rund 50.000 Bauern in Brüssel. Sie befürchten massive Einkommensverluste durch die umstrittene "Agenda 2000" zur Reform der Agrar- und Strukturpolitik in der Europäischen Union. Danach sollen die Getreidepreise bis 2002 um insgesamt 15 Prozent fallen. Die Rindfleisch-Preise werden um 20 Prozent gekürzt.
Am Dienstag, 2. März 1999, entgleist ein Güterzug der Deutschen Bahn AG nahe der Ortschaft Jühnde im Landkreis Göttingen. Ein Waggon des mit Papier und Zellstoff beladenen Zuges springt aus den Schienen und gerät im Leinebuschtunnel der ICE-Strecke zwischen Kassel und Hannover in Brand.
Am Dienstag, 9. März 1999, fällt ein Gericht in Paris das Urteil im Prozeß um HIV-verseuchte Blutkonserven Mitte der 80er Jahre in Frankreich. Danach werden der frühere französische Ministerpräsident Laurent Fabius und die ehemalige französische Sozialministerin Georgina Dufoix freigesprochen. Das Urteil löst in Frankreich eine Welle der Empörung aus.
Am Dienstag, 9. März 1999, stoßen an einer Weiche in der Nähe des Erfurter Hauptbahnhofs ein Regionalexpress und eine Regionalbahn der Deutschen Bahn AG seitlich zusammen. Bei dem Unglück werden 13 Menschen verletzt. Unglücksursache ist vermutlich menschliches Versagen.
Am Mittwoch, 10. März 1999, verurteilt das Landesgericht in Graz (Österreich) den Bombenleger Franz Fuchs zu lebenslanger Haft. Nach Auffassung der Richter ist Fuchs für drei Anschläge mit Rohrbomben und für 25 Anschläge mit Briefbomben verantwortlich - u.a. auf die Moderatorin Arabella Kiesbauer beim Münchener Fernsehsender Pro7. Insgesamt wurden durch seine Anschläge vier Menschen getötet und 13 zum Teil schwer verletzt.
Am Dienstag, 16. März 1999, tritt die Europäische Kommission in Brüssel geschlossen zurück. Den 20 EU-Kommissaren wurde zuvor in einem Bericht über Mißwirtschaft und Korruption von fünf unabhängigen Juristen und Rechnungsprüfern vorgeworfen, die politische Kontrolle über die Brüsseler Verwaltung verloren zu haben.
Am Montag, 22. März 1999, verurteilt das Landgericht Ulm die Erpresser des Drogerieunternehmers Anton Schlecker zu jeweils dreizehneinhalb Jahren Haft. Sie werden für schuldig befunden, die beiden Kinder des Unternehmers 1987 entführt und für ihre Freilassung knapp 10 Millionen Mark Lösegeld erpresst zu haben.
Am Mittwoch, 24. März 1999, bricht im Montblanc-Tunnel auf einem mit Mehl und Margarine beladenen Lastkraftwagen aus Belgien ein Feuer aus. Bei dem folgenschweren Unglück im knapp 12 Kilometer langen Straßentunnel zwischen Frankreich und Italien kommen 39 Menschen ums Leben.
Am Freitag, 26. März 1999, löst das Computervirus "Melissa" eine wahre Postflut im Internet aus und legt zahlreiche Firmen- und Behördennetze lahm. Stark beeinträchtigt wird auch der elektronische Postverkehr des US-Verteidigungsministeriums. Wenige Tage später verhaftet die Polizei in Eatontown im US-Bundesstaat New Jersey David Smith. Der 30jährige Programmierer gilt als der mutmaßliche Urheber von "Melissa".
Am Dienstag, 30. März 1999, verurteilt ein Gericht in Portland (USA) den Tabakkonzern Philip Morris zur Zahlung von 81 Millionen Mark Schadensersatz an die Hinterbliebenen eines Kettenrauchers. In einem anderen Fall wurde der Konzern bereits im Februar 1999 zur Zahlung von 51,5 Millionen US-Dollar verurteilt. In der anschließenden Berufung können beide Summen allerdings um rund die Hälfte reduziert werden.
Am Donnerstag, 1. April 1999, tritt eine Gesetzesänderung zu den sogenannten "630-Mark-Jobs" in Kraft. Danach müssen Arbeitgeber auch bei den geringfügigen Beschäftigungsverhältnissen Sozialabgaben zahlen. Außerdem haben Arbeitnehmer fortan alle Einkünfte aus Haupt- und Nebenberuf zusammen zu versteuern. In der Folge kommt es zu einer Kündigungswelle, unter der besonders Zeitungsverlage, Gastwirte und Reinigungsfirmen leiden.
Am Montag, 5. April 1999, überstellt Libyen zwei mutmaßliche Terroristen den Vereinten Nationen, um sie in Den Haag vor ein Gericht zu stellen, das nach schottischem Recht verfährt. Die beiden Männer sollen 1988 den Sprengstoffanschlag auf ein US-Verkehrsflugzeug der Pan Am verübt haben. Bei dem Absturz über der schottischen Ortschaft Lockerbie waren 270 Menschen ums Leben gekommen.
Am Mittwoch, 7. April 1999, entscheidet die Welthandelsorganisation in Genf den Bananenstreit zwischen der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten von Amerika zugunsten der US-Regierung in Washington. Danach verstößt die Bananenmarktordnung der EU gegen die Regeln des freien Welthandels.
Am Montag, 12. April 1999, springt ein voll besetzter Waggon der Wuppertaler Schwebebahn aus den Führungsschienen und stürzt rund acht Meter tief in die Wupper. Fünf Fahrgäste sterben und 45 Menschen werden verletzt. Schuld an den Unglück ist vermutlich eine Metallklammer, die nach Bauarbeiten in der Schiene vergessen worden war.
Am Donnerstag, 22. April 1999, legt ein Untersuchungsausschuß des niederländischen Parlamentes in Den Haag seinen Abschlußbericht über den Flugzeugabsturz vom 4. Oktober 1992 vor. Damals waren 43 Menschen ums Leben gekommen als eine israelische Transportmaschine in ein Wohngebiet in Amsterdam stürzte. Retter und Überlebende klagen seitdem über rätselhafte Erkrankungen. In seinem Bericht wirft der Untersuchungsausschuß der Regierung und den Behörden erhebliche Versäumnisse bei der Aufklärung des Unglücks vor.
Am Montag, 10. Mai 1999, wird der Pilot Richard Ashby von einem US-amerikanischen Militärgericht in Camp Lejeune wegen Vernichtung von Beweisen und Behinderung der Justiz zu sechs Monaten Haft verurteilt. Ashby war Pilot einer Militärmaschine, die im Februar 1998 eine Seilbahntrosse in Norditalien gekappt und eine Kabine mit 20 Menschen in den Tod gerissen hatte.
Am Dienstag, 11. Mai 1999, kommt der SAT1-Fernsehreporter Pit Schnitzler in Belgard frei. Zuvor hatte die jugoslawische Führung dem 56jährigen Fernsehjournalisten Spionage vorgeworfen und ihn mehr als drei Wochen in Haft behalten.
Am Donnerstag, 20. Mai 1999, bricht im Maschinenraum des Kreuzfahrtschiffes "Sun Vista" in der Straße von Malakka vor der Westküste Malaysias Feuer aus. Einen Tag später sinkt das Schiff. Alle 472 Passagiere und 632 Besatzungsmitglieder werden gerettet.
Am Donnerstag, 20. Mai 1999, legt die Staatsanwaltschaft in Lüneburg den Abschlußbericht zur ICE-Katastrophe in Eschede im Juni 1998 vor. Danach haben mangelnde Kontrollen der Bahn und die Überbeanspruchung eines Waggon-Rades zu dem Unglück geführt.
Am Dienstag, 25. Mai 1999, erhebt die US-Regierung in Washington schwere Spionagevorwürfe gegen die chinesische Regierung in Peking. Danach soll die Volksrepublik China mehr als 20 Jahre lang die US-Raumfahrt- und Atomwaffentechnologie ausspioniert haben.
Am Mittwoch, 26. Mai 1999, legt Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer ihren Entwurf für eine Gesundheitsreform vor. Dieser sieht u.a. vor, daß die Ausgaben für Krankenkassen nur noch in gleichem Maße steigen dürfen wie die Löhne und Gehälter der Versicherten. Die Reformvorschläge stoßen auf heftige Kritik von Ärzteschaft, Krankenhäusern und Pharmaindustrie.
Am Samstag, 29. Mai 1999, kommen bei einem Brand im Tauerntunnel nahe Radstadt in Österreich zwölf Menschen ums Leben. Fast 50 Personen werden verletzt. Ausgelöst wird die Katastrophe durch einen mit Lacken beladenen Lastkraftwagen, der auf eine Fahrzeugkolonne vor einer Baustellenampel prallt. Die Lacke entzünden sich und setzen auch andere Fahrzeuge in Brand.
Am Sonntag, 30. Mai 1999, sterben während eines Rockkonzertes in der weißrussischen Hauptstadt Minsk mehr als 50 Menschen. Zu dem Unglück kommt es als die Konzertbesucher in einer Unterführung Schutz vor einem Regenschauer suchen und dort eine Massenpanik ausbricht.
Am Mittwoch, 2. Juni 1999, verhängt die EU-Kommission in Brüssel ein Verkaufsverbot für Geflügel und Eier aus Belgien. Zuvor wurde in verschiedenen belgischen Landwirtschaftsbetrieben mit krebserregendem Dioxin versetztes Hühnerfutter entdeckt. Nachdem auch in Schweine- und Rindfleisch Dioxin-Rückstände festgestellt werden, sperrt die belgische Regierung zusätzlich viele Mastbetriebe.
Am Dienstag, 8. Juni 1999, löst eine Explosion in einer Wuppertaler Produktionsstätte der Bayer AG ein Großfeuer aus. Mehr als 100 Menschen werden durch umherfliegende Glassplitter verletzt oder erleiden Rauchvergiftungen. Vermutlich ist bei der Produktion von Pflanzenschutzmitteln ein Behälter mit einer falschen Chemikalie gefüllt worden.
Am Donnerstag, 10. Juni 1999, ruft der Coca-Cola-Konzern in Belgien rund 2,5 Millionen Flaschen zurück. Zuvor hatten mehrere hundert Menschen in den Benelux-Staaten über Übelkeit nach dem Verzehr von Coca-Cola-Getränken geklagt. Daraufhin wird die Abfüllung in den Werken bei Antwerpen und Gent (beide Belgien) sowie Dünkirchen (Frankreich) gestoppt. Ursache für den Produktdefekt sind vermutlich verunreinigtes Kohlendioxid sowie ein Holzschutzmittel auf Transportpaletten.
Am Sonntag, 13. Juni 1999, sterben zwei Mitarbeiter des Hamburger Gruner und Jahr Verlages im ehemaligen Jugoslawien. Die beiden Reporter der Zeitschrift "Stern" und ihr einheimischer Dolmetscher werden während einer Reportagereise im Kosovo erschossen.
Am Mittwoch, 30. Juni 1999, finden zum letzten Mal auf der Nord- und Ostsee die sogenannten "Butterfahrten" statt. Gegen den erbitterten Widerstand vieler Reeder endet damit der zollfreie Verkauf von Waren bei Reisen innerhalb des europäischen Binnenmarktes ("Duty-free").
Am Donnerstag, 1. Juli 1999, wird der deutsche EU-Kommissar Martin Bangemann von seinem Amt beurlaubt. Grund für diese Maßnahme ist sein geplanter Wechsel in den Vorstand des spanischen Telekommunikationskonzerns Telefonica. Es wird befürchtet, daß Bangemann Insiderwissen weitergeben könnte, da er als EU-Kommissar in Brüssel u.a. für Telekommunikation zuständig ist.
Am Donnerstag, 1. Juli 1999, stürzt die Gondel einer Seilbahn in Saint-Etienne-en-Devoluy in den französischen Alpen 80 Meter in die Tiefe. Alle 20 Insassen - Arbeiter, Techniker und Wissenschaftler eines Observatoriums - kommen ums Leben. Ursache für das Unglück war vermutlich ein Wartungsfehler am Bremssystem.
Am Samstag, 3. Juli 1999, wird Nicholas Leeson in Singapur vorzeitig aus der Haft entlassen. Der Devisenhändler hatte 1995 die britische Barings-Bank mit riskanten Spekulationsgeschäften in den Ruin getrieben.
Am Dienstag, 6. Juli 1999, wird das in Frankreich hergestellte Medikament "Mifegyne" auch in Deutschland zugelassen. Das Präparat ermöglicht Frauen den Schwangerschaftsabbruch mittels Pille. Gegen die Zulassung des Medikamentes regt sich erheblicher Widerstand von Abtreibungsgegnern.
Am Dienstag, 6. Juli 1999, erklärt das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe die Hennenhaltungsverordnung aus dem Jahre 1987 für nichtig. Danach brauchen Hennen mehr Platz als die bis dahin vorgeschriebene Mindestgröße von 450 Quadratzentimeter pro Tier. Neue Hühnerfarmen mit Legebatterien dürfen damit ab sofort nicht mehr zugelassen werden.
Am Samstag, 10. Juli 1999, wird während der Love Parade in Berlin ein Mann im Gewühl durch einen Messerstich ins Herz getötet. An der Veranstaltung unter dem Motto "Music is the Key" nehmen nach Veranstalterangaben im Berliner Tiergarten rund 1,5 Millionen Techno-Fans teil.
Am Sonntag, 11. Juli 1999, kommt der Ferrari-Pilot Michael Schumacher beim Großen Preis von England in Silverstone von der Fahrbahn ab und prallt mit 107 Kilometer in der Stunde frontal in einen Reifenstapel. Mit einem Schien- und Wadenbeinbruch muß er bis Oktober 1999 aussetzen. Ursache für den Unfall sind vermutlich schadhafte Bremsen.
Am Mittwoch, 14. Juli 1999, beschließt die EU-Kommission in Brüssel, das weltweite Exportverbot für britisches Rindfleisch zum 1. August 1999 aufzuheben. Das Verbot war im März 1996 wegen der Rinderseuche BSE verhängt worden.
Am Sonntag, 18. Juli 1999, kommt es im Atomkraftwerk der japanischen Stadt Genkai zu einem schweren Störfall. Die Betreiber müssen die Leistung des Kernkraftwerks um die Hälfte drosseln, nachdem Wasser aus einem Kondensator ausgetreten war.
Am Dienstag, 20. Juli 1999, einigen sich die Staaten der Europäischen Union - gegen den Widerstand der Bundesregierung - auf einen Kompromiß zur umstrittenen Altauto-Richtlinie. Danach müssen ab Anfang 2006 alle Altfahrzeuge in der EU kostenlos von den Herstellern zurückgenommen und verwertet werden. Gegen diese Regelung hatte die deutsche Automobilindustrie bei der Bundesregierung interveniert.
Am Dienstag, 27. Juli 1999, sterben 21 Menschen bei einem Canyoning-Ausflug in der Schweiz. Die Urlauber werden in der Saxetschlucht nahe Interlaken von einem Unwetter überrascht. Vermutlich hat ein Erdrutsch eine Flutwelle ausgelöst und die Canyoning-Touristen in den Tod gerissen.
Am Sonntag, 1. August 1999, öffnen verschiedene Geschäfte und Kaufhäuser in Berlin, Halle, Dessau und Leipzig für fünf Stunden ihre Türen. Die Händler berufen sich darauf, daß Innenstädte vielfach als Touristenzonen gelten und daher Reisebedarf und Andenken auch an Feiertagen verkauft werden dürfen. Gegen die Ausdehnung der Ladenöffnungszeiten auf den Sonntag protestieren Gewerkschaften, Kirchen und kleine Einzelhändler.
Am Sonntag, 1. August 1999, tritt in Deutschland die Rechtschreibreform in Kraft. Als erste stellen viele Verlage und Medien auf das neue Regelwerk um. Bis 2005 dürfen allerdings alte und neue Schreibweise noch parallel verwendet werden. Zuvor hatten zahlreiche Verlage eindringlich vor einem Verzicht auf die neuen Regeln gewarnt, da viele Bücher bereits nach den neuen Regeln gedruckt waren.
Am Montag, 2. August 1999, stoßen im Bahnhof der nordostindischen Stadt Gaisal in der Provinz West-Bengalen zwei vollbesetzte Expresszüge mit einer Geschwindigkeit von 90 Kilometer in der Stunde frontal zusammen. 285 Menschen werden getötet und mehr als 300 verletzt. Vermutlich wurde das Unglück durch ein falsch gestelltes Signal ausgelöst.
Am Dienstag, 3. August 1999, erklärt das Oberlandesgericht Brandenburg die Auftragsvergabe zum Bau des Großflughafens Berlin-Brandenburg für rechtswidrig. Nach Auffassung der Richter wurde bei der Auftragserteilung an ein Konsortium um den Baukonzern Hochtief gegen Vergaberichtlinien verstoßen.
Am Sonntag, 8. August 1999, bestätigt die Bundesanwaltschaft die Aufdeckung eines schweren Falls von Rüstungsspionage. Die deutschen Sicherheitsbehörden nehmen zwei Deutsche fest, die vier Jahre lang geheime Unterlagen zu Waffensystemen von Panzern an den russischen Geheimdienst verkauft haben sollen.
Am Freitag, 13. August 1999, werden in Frankfurt am Main acht Bundesgrenzschutz-Beamte verhaftet. Ihnen wird zur Last gelegt, über den Frankfurter Rhein-Main-Flughafen Kokain und Ecstasy eingeschmuggelt zu haben.
Am Montag, 23. August 1999, fährt ein Testzug vom Typ "City Sprinter" im Kölner U-Bahnhof Christophstraße auf einen stehenden Zug der Stadtbahn auf. Dabei werden mehr als 70 Fahrgäste verletzt, sieben von ihnen schwer. Das Unglück wurde vermutlich durch ein defektes Bremssystem ausgelöst.
Am Donnerstag, 26. August 1999, gerät ein schweizerischer Bauunternehmer in den Verdacht, über verdeckte Transaktionen mehr als eine Million US-Dollar Schmiergelder an den russischen Präsidenten Boris Jelzin gezahlt zu haben. Seine Tessiner Baufirma hatte u.a. den Kreml renoviert.
Am Dienstag, 31. August 1999, wird ein Bombenanschlag auf ein unterirdisches Einkaufszentrum am Roten Platz in Moskau verübt. Dabei werden mehr als 40 Menschen zum Teil schwer verletzt.
Am Montag, 13. September 1999, tritt der bayerische Justizminister Alfred Sauter zurück. Hintergrund sind Verluste in Höhe von rund 367 Millionen Mark, die die Landeswohnungs- und Städtebaugesellschaft zwischen 1994 und 1998 durch riskante Bauträgerprojekte in den neuen Bundesländern gemacht hat. Sauter war während dieser Zeit Aufsichtsratsvorsitzender des Unternehmens.
Am Donnerstag, 23. September 1999, bestätigt das Bundessozialgericht in Kassel das sogenannte "Krankenhaus-Notopfer". Die Beiträge in Höhe von 20 Mark pro Versichertem verstoßen damit nicht gegen den Gleichheitsgrundsatz. Das Notopfer war 1997 bei Mitgliedern der gesetzlichen Krankenkassen erhoben worden, um damit die Instandhaltung von Krankenhäusern zu finanzieren.
Am Donnerstag, 23. September 1999, verurteilt das Landgericht in Frankfurt am Main den Erpresser des Lebensmittelkonzerns Nestle zu elf Jahren Haft. Der Deutsch-Rumäne Alexandru Nemeth hatte zwei Jahre lang den Nestle-Konzern um Rohdiamanten im Wert von 25 Millionen Mark erpresst und mit der Vergiftung von Produkten der Marke "Thomy" gedroht.
Am Montag, 27. September 1999, demonstrieren mehrere tausend Mitarbeiter kommunaler Versorgungsbetriebe aus dem gesamten Bundesgebiet in Berlin. Sie fordern einen staatlichen Schutz gegen den sogenannten "Billigstrom". Damit kämpfen große Energiekonzerne im liberalisierten Strommarkt immer stärker um Marktanteile.
Am Donnerstag, 30. September 1999, löst die Fahrlässigkeit von Mitarbeitern in der japanischen Uran-Verarbeitungsanlage Tokaimura einen schweren Störfall aus. Die Anlage gerät rund 20 Stunden außer Kontrolle. Knapp 70 Menschen werden radioaktiv verstrahlt. Ein Arbeiter stirbt im Dezember 1999.
Am Dienstag, 5. Oktober 1999, kommen bei einem Zugunglück in London 31 Menschen ums Leben, 245 werden verletzt. Im morgentlichen Berufsverkehrs rasen in der Nähe des Bahnhofs Paddington ein Regionalzug und ein Intercity ineinander. Mehrere Waggons entgleisen und geraten in Brand. Der Lokführer des Regionalzuges hatte vermutlich ein rotes Haltesignal übersehen.
Am Dienstag, 19. Oktober 1999, wird eine Boeing 737 der ägyptischen Fluggesellschaft Egypt Air auf dem Flug von Istanbul nach Kairo mit 54 Insassen an Bord nach Hamburg entführt. Die Entführung geht noch am gleichen Tag unblutig zu Ende. Der Täter beantragt in Deutschland Asyl.
Am Mittwoch, 20. Oktober 1999, beschließt der Bundessicherheitsrat die Lieferung eines Kampfpanzers vom Typ Leopard II A5 zu Testzwecken an die Türkei. Diese Entscheidung löst eine heftige Auseinandersetzung in der rot-grünen Regierungskoalition wegen der Menschenrechtslage in der Türkei aus.
Am Sonntag, 31. Oktober 1999, stürzt eine Boeing 767 der ägyptischen Fluggesellschaft Egypt Air auf dem Flug von New York nach Kairo vor der amerikanischen Ostküste ins Meer. Alle 217 Menschen an Bord sterben. Die Unglücksursache ist bis heute unklar.
Am Dienstag, 2. November 1999, tritt in Paris Dominique Strauss-Kahn zurück. Der französische Finanz- und Wirtschaftsminister reagiert damit auf Korruptionsvorwürfe. Er soll als Anwalt ein Scheinhonorar in Höhe von rund 600.000 Franc von der französischen Studentenversicherung MNEF angenommen und entsprechende Dokumente manipuliert haben.
Am Mittwoch, 3. November 1999, bestätigt das Oberverwaltungsgericht in Schleswig die Betriebsgenehmigung für das Atomkraftwerk Krümmel an der Elbe. Durch die Klage hatten zwei Ärzte wegen einer auffälligen Häufung von Leukämie-Erkrankungen in der Umgebung des Reaktors eine vorübergehende Stillegung des Atomkraftwerks beim schleswig-holsteinischen Energieministerium in Kiel erwirken wollen.
Am Donnerstag, 11. November 1999, stürzt im süditalienischen Foggia ein fünfstöckiges Mietshaus ein. 61 Menschen kommen ums Leben. Die Ursache für den Einsturz des 1968 errichteten Gebäudes waren vermutlich schwere Baumängel.
Am Sonntag, 14. November 1999, gibt Chris Gent, der Vorstandsvorsitzende des britisch-amerikanischen Mobilfunk-Unternehmens Vodafone Airtouch, ein Übernahmeangebot für den Düsseldorfer Mannesmann-Konzern in Höhe von rund 200 Milliarden Mark ab. Einige Tage später stockt Vodafone das Angebot um rund 40 Milliarden Mark auf und droht im Falle einer Absage mit einer feindlichen Übernahme des deutschen Traditionsunternehmens.
Am Mittwoch, 24. November 1999, einigen sich die Gläubigerbanken und die Bundesregierung unter Vermittlung von Bundeskanzler Gerhard Schröder auf ein Rettungskonzept für den angeschlagenen Baukonzern Philipp Holzmann in Frankfurt am Main. Der drohende Konkurs des zweitgrößten deutschen Baukonzerns kann damit in letzter Minute abgewendet werden.
Am Freitag, 26. November 1999, tritt der niedersächsische Ministerpräsident Gerhard Glogowski zurück. Er reagiert damit auf Vorwürfe, finanzielle Vergünstigungen von Firmen angenommen zu haben. So sollen zwei Brauereien und eine Kaffeerösterei bei Glogowskis Hochzeitsfeier gratis ausgeschenkt haben. Außerdem - so die Vorwürfe - habe sich der Ministerpräsident Reisen und Opernbesuche von Unternehmen bezahlen lassen bzw. die Rechnungen erst verspätet selbst beglichen.
Am Freitag, 26. November 1999, kommt die norwegische Schnellfähre "Sleipner" auf ihrer Fahrt von Stavanger nach Bergen vom Kurs ab, prallt gegen einen Felsen und sinkt nahe Haugesund. 16 Menschen ertrinken. 70 Fahrgäste und Besatzungsmitglieder können gerettet werden.
Am Samstag, 27. November 1999, wird das weltberühmte Gasthaus Salvatorkeller am Nockherberg in München durch einen Großbrand fast vollständig zerstört. Bei den Löscharbeiten werden drei Personen verletzt. Der Sachschaden beträgt mehrere Millionen Mark.
Am Dienstag, 30. November 1999, räumt der Ehrenvorsitzende der CDU, Helmut Kohl, die Existenz "schwarzer Konten" seiner Partei während seiner Zeit als Parteivorsitzender ein. Gleichzeitig übernimmt er die politische Verantwortung für eventuelle Verstöße der CDU gegen das Parteiengesetz. Zur Rede stehen u.a. angebliche Schmiergelder im Zusammenhang mit Rüstungsexporten.
Am Freitag, 3. Dezember 1999, erweist sich die Expedition der US-Raumfahrtbehörde NASA zum Mars als Fehlschlag. Die Techniker in Pasadena können keinen Kontakt zur Sonde "Polar Lander" herstellen. Sie sollte nach rund elf Monaten Flugzeit auf dem Planeten aufsetzen.
Am Samstag, 4. Dezember 1999, bricht nach einer Snowboard-Veranstaltung im Bergiselstadion in Innsbruck (Österreich) eine Massenpanik aus. Als die rund 40.000 Zuschauer am Ende der Veranstaltung den Ausgängen zustreben, kommt es zu einem Stau. Ein Absperrzaun gibt nach und zahlreiche Zuschauer stürzten einen steilen Hang hinunter. Fünf Personen werden getötet und viele weitere zum Teil lebensgefährlich verletzt.
Am Sonntag, 12. Dezember 1999, gerät der Tanker "Erika" vor der französischen Atlantikküste nahe Penmarc´h in einen Sturm und zerbricht in zwei Teile. Einen Tag später sinkt das mit mehr als 30.000 Tonnen Schweröl belandene Schiff. Der Küste der Bretagne droht eine schwere Ölpest.
Am Freitag, 17. Dezember 1999, einigen sich die Vertreter von Bundesregierung, US-Regierung, deutscher Wirtschaft und Opfergruppen in Berlin auf die Einrichtung eines Fonds für ehemalige NS-Zwangsarbeiter. Danach erhalten die rund 1 Million noch lebenden ehemaligen Zwangsarbeiter bzw. ihre Hinterbliebenen eine Entschädigung von insgesamt rund 10 Milliarden Mark.
Am Freitag, 17. Dezember 1999, setzt der nordrhein-westfälische Landtag in Düsseldorf einen parlamentarischen Untersuchungsausschuß ein. Dieser soll prüfen, ob Regierungsmitglieder Freiflüge mit Maschinen der Flugbereitschaft der Westdeutschen Landesbank durchgeführt haben.
Am Mittwoch, 22. Dezember 1999, endet nach über 50 Stunden eine Geiselnahme in der Landeszentralbank in Aachen. Ein Scharfschütze der Polizei tötet mit einem gezielten Schuß den 46jährigen Kidnapper. Alle drei Geiseln werden befreit.
Am Donnerstag, 23. Dezember 1999, kommt der deutsche Geschäftsmann Helmut Hofer gegen Kaution aus dem Gefängnis in Teheran frei. Ihm wird von den iranischen Behörden eine verbotene sexuelle Beziehung zu einer Muslimin und Beamtenbeleidigung vorgeworfen.
Der zugrundegelegte Begriff "Unternehmenskrise" entspricht dem wissenschaftlichen Verständnis des Verfassers. Er ist ausdrücklich nicht mit dem Begriff "Insolvenz" identisch.
Frank Roselieb |
Erstveröffentlichung im Krisennavigator (ISSN 1619-2389):
3. Jahrgang (2000), Ausgabe 1 (Januar)
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Letzte Aktualisierung: Freitag, 11. Oktober 2024
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